Sechs Monate sind seit meinem letzten Besuch im «Jakober» vergangen. Mittlerweile stehen neun brewbee-Produkte im Regal von zahlreichen Coop-Supermärkten. Moment… Brewbee im Coop? Im Grossverteiler? Was heisst das für das brewbee-Team? Wie geht es den Frauen und Männern um Yves, Simon und Fabian jetzt, wo sie für einen Grosshändler produzieren? Stehen sie Tag und Nacht am Pizzaofen oder in der Tschipps-Anlage? Für die Beantwortung dieser Fragen haben sich gleich alle drei Brewbees Zeit genommen.
Dass brewbee-Produkte nun schweizweit im Regal eines Grossverteilers stehen, ist nebst der Herausforderung vor allem auch ein grosses Lob für das Trio. Simon, der vor zwei Jahren mit der Entwicklung vom Müesli, dem brewbee Hack und Geschnetzeltem angefangen und die Produkte immer wieder überarbeitet hat, ist dankbar für die grosse Veränderung, die es gegeben hat: «Es ist schön, zu sehen, dass unsere mühsam erarbeiteten Prozesse funktionieren und dass unsere Produkte von einem grösseren Publikum gekauft werden.»
Die Gross-Lancierung kommt zum passenden Zeitpunkt, nachhaltige Lebensmittel sind im Trend, auch wenn Geschmack und Preis noch immer eine grosse Rolle spielen. Alle diese Faktoren berücksichtigt das brewbee-Team in seiner täglichen Arbeit. So hat Simon bereits bei unseren früheren Gesprächen betont, dass für ihn der Geschmack an erster Stelle steht. Als gelernter Bäcker und studierter Lebensmittelingenieur weiss er, wovon er spricht.
«Die Entwicklung mit Coop macht es herausfordernder»
Yves, Fabian und Simon wirken entspannt. Yves berichtet, dass sich die Produktionsmenge nun langsam einpendle, auf einem höheren Niveau. Momentan liege der Fokus klar auf dem Auftrag von Coop. Die Abläufe und Prozesse müssen gefestigt werden und eine neue Routine soll sich entwickeln. Die ganze Lieferkette und die Kommunikation spielen sich auf diese neue Herausforderung ein. Danach soll, gemäss Yves, «nicht jede Bestellung Unruhe auslösen».
Folgendes Beispiel illustriert die Veränderung: Bei Aktionen im Grossverteiler hat die brewbee-Produktion einen riesigen Output. Dann müssen zum Beispiel innerhalb von zwei Wochen 140 Paletten Tschipps hergestellt und geliefert werden. Das sind 47’000 Beutel! Nicht nur die Menge, auch die Verpackungsgrössen wurden grösser: Früher war der 90 g-Beutel die grösste Verpackungseinheit. Diese ist nun auf 150 g angewachsen. Ausserdem wirkt sich die Marketing-Offensive, die der neue Vertriebspartner betreibt, auch auf die bestehenden Verkaufskanäle aus. Mehr Menschen erfahren somit von brewbee und kaufen die Produkte – auch wenn es nur zum Probieren ist. Das heisst: Die Nachfrage steigt auch bei den regionalen Verkaufsstellen und im hauseigenen Onlineshop. Letzterer hat noch immer die grösste, nämlich vollständige brewbee-Auswahl.
Das alles führt unweigerlich zu einem Mehraufwand in der Produktion und in der Logistik. Yves, der für diese Prozesse zuständig ist, erläutert, dass der Grossauftrag unter anderem zu vielen Prozessoptimierungen und zur Anschaffung von neuen Maschinen geführt hat.
Geteilte Arbeit, geteilter Stress
Und wie geht das auf elf Personen angewachsene Team mit diesem Mehraufwand um, im Speziellen meine drei Gesprächspartner? «Unsere Jobs haben sich auseinanderentwickelt», sagen Yves und Simon. Der Stress verschiebe sich im Verlaufe des Produktlebenszyklus immer auf eine andere Person. Kurz zusammengefasst: Simon kümmert sich um die Entwicklung und Prozesse, Yves um die Administration und Produktion und Fabian um das Qualitätsmanagement und die Lebensmittelsicherheit. Was letzteres bedeutet, erlebe ich bei meinem Besuch gleich selbst: Mittlerweile ist das Tragen eines Haarnetzes beim Betreten der Produktionsräume nämlich Pflicht. «Fabian macht uns allen das Leben schwer», necken Yves und Simon ihren Kollegen.
Bei so viel Administration und Koordinationsarbeiten: Bleibt da noch Zeit für die Kreation, das Tüfteln an neuen Produkten? «Momentan ist es eher ein ʺAusmistenʺ, ein Festigen des Sortiments», sagt Simon. Selbstverständlich backt das kreative Team auch mal neue Ideen und entwickelt weiter an den plant-based-Produkten. Allerdings läuft das alles momentan eher im Hintergrund.

Treber weiterverwerten: Nicht immer ganz einfach
Treber muss aufbereitet werden, damit daraus brewbee-Produkte hergestellt werden können. Pizzas und Tschipps enthalten Nasstreber, für die plant-based-Produkte und das Müesli wird trockener Treber verwendet. Da Nasstreber ein verderblicher Rohstoff ist, können keine Grossmengen davon verarbeitet werden, daher ist die Aufbereitung des braufrischen Trebers ein grossser Aufwand. Die Frage, wann auf eine trockene Treber-Variante umgestellt werden kann, ist daher zentral für die Flexibilität des brewbee-Teams. Deshalb tüftelt es zusammen mit einem Start-up an einer Herstellung von Trockentreber. Sodass in Zukunft noch mehr Nebenprodukte in der Lebensmittelindustrie weiterverwertet werden.
Vorwärts ist die einzige Richtung
Langfristig soll die brewbee-Produktion finanziell unabhängig von der Brauerei werden. Das Ziel der Brauerei ist, den gesamten Treber zu verwerten. Die «kleine» Abteilung, deren Wachstum ich für diesen Blog mitverfolgen konnte, wird sich demnach laufend weiterentwickeln. So, wie die Brauerei als Ganzes ebenfalls. Stehenbleiben gibt es nicht, solides Wachstum und das Weiterverwerten der Nebenprodukte treibt die Biermenschen an und vorwärts. Der stetige Wandel ist auch an der Infrastruktur sichtbar: Im Eingangsbereich vom Jakober wurde am Tag meines Besuches eine Wand entfernt. Es soll ein Kühlbereich entstehen. Ich bin gespannt auf meinen nächsten Besuch.

Wo finde Ich dass?
Hat mein Schwager vom Elsass gebracht. Ich bin im Tessin Luganerseite.
Freundliche Grüße
Dorette Homberger
Code:H3BG07C