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Fundstück: 1 ha Bergackerbau vs. 1 Kuh = 1:0 für den Acker

Auf granalpin.ch findet sich folgende Rechnung von Martin Roth, Bioberatung Plantahof.

Gran Alpin erfreut sich – auch, aber nicht nur Corona-bedingt – einer stark steigenden Nachfrage. Gleichzeitig wird es für Gran Alpin zunehmend zu einer Herausforderung, genügend Flächen für den steigenden Bedarf an Getreide zu finden. Es gibt vielerlei Gründe, die Landwirte dazu bewegen, mehr Futter zu produzieren statt Getreide anzubauen. Trockene Sommer in den letzten Jahren, anstehende Vorgaben bezüglich Futterzukauf von Bio Suisse, aber auch strukturelle Gegebenheiten wie Spezialisierung auf die Tierhaltung mit entsprechend ausgelegten Ställen, die mit Vieh gefüllt werden wollen. Aber es gibt auch gute Gründe, einige Hektaren für den Bergackerbau einzuplanen. Denn die Wirtschaftlichkeit des Bergackerbaus kann sich sehen lassen. Dabei spielen einerseits gute Markterlöse, aber auch gute politische Rahmenbedingungen eine Rolle. Folgende Vergleichsrechnung zeigt, dass es sich lohnen kann, für eine Hektare Berggetreide auf eine Kuh zu verzichten.

Inzwischen müsste auf der Tafel stehen: 35 Jahre Gran Alpin. Am Feldrand steht der Fundstück-Autor Martiin Roth vom Plantahof.


Gegenüber 1 ha Grünland kann ein Bio-Bergackerbauproduzent mit CHF 2’700/ha zusätzlichen Direktzahlungen rechnen. Zudem erzielt er z.B. aus der Produktion einer Hektare Brau- oder Speisegerste inkl. Stroh einen Erlös von rund CHF 5’100. Dem Erlös von CHF 7’800/ha inkl. Beiträgen, stehen direkte Kosten für Saatgut, Maschinen, Ernte, Transport, Annahme und Reinigung in der Höhe von gut CHF 2’000/ha gegenüber.


Unter dem Strich resultiert für 1 ha Berggerste ein Deckungsbeitrag inkl. Beiträgen von ca. CHF 5’800/ ha. Im Vergleich dazu wird für eine Bio-Milchkuh von 6000 kg im DB-Katalog ein DB inkl. Beiträgen mit CHF 4’500 angegeben, bei 7000 kg mit CHF 4’872. Wer also bei einem Viehbesatz von 1 GVE/ha, auf eine Kuh verzichtet und stattdessen 1 ha Bergacker anlegt, profitiert finanziell, auch wenn beim Verzicht auf eine Kuh die Fixkosten der Tierhaltung auf weniger Tiere verteilt werden müssen. Auch bezüglich Entlöhnung pro Arbeitsstunde braucht sich der Ackerbau nicht zu verstecken.


Neben den finanziellen sprechen weitere Aspekte für den Ackerbau: Man hat eigenes Stroh zur Verfügung, kann seine Einkommensstandbeine diversifizieren und gefragte Produkte mit grosser regionaler Identität produzieren. Dass dabei die Kulturlandschaft bereichert wird und weitere Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region erhalten werden, sind ebenso schöne wie wichtige Begleiterscheinungen. Nicht zuletzt erfreut ein schöner Acker nicht nur das Bauernherz und weckt die Faszination, wie über den Sommer aus 200 kg ausgesäten Körnern das 25-fache an Ertrag geerntet werden kann. Und spätestens, wenn man einmal am Feldrand steht und dem Wind zuschaut, wie er in Wellen durch die Gerstenähren streicht oder wenn einem beim Dreschen der Geruch von frischen Getreidekörnern in die Nase steigt, wird einem wohlig warm ums Herz.

7. Mai 2021

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