Quöllfrisch unterwegs in Bözberg AG
Der als Güggeli-Sternen weit herum bekannte Landgasthof Sternen in Oberbözberg tischt Super-Güggeli auf – und offeriert auf Wunsch davor ein Appenzeller Glühbier zum Apéro.
Freitag, 9. 12. 2022. Es ist der erste Schneetag, hier in den urbanen Niederungen der frisch mit Landvertreter*innen bebundesräteten Schweiz. Perfekt für ein Glühbierchen auf dem (nicht im) Bözberg. Wer im Güggeli-Sternen unter dem Stichwort «Glühbier» einen Tisch reserviert, erhält ein Degu-Glas des wärmenden Appenzeller Getränks gratis zum Apéro.
Von Christkindlis, Engeln & vielosoffischen Vögeln (sorry, für den übersehenen Schreibfehler!)

Tja, schon neigt sich wieder ein wettermässig und auch sonst kapriolenreiches Jahr dem Ende zu. Es dunkelt den sowieso dunklen Schneetag schon ein, als ich mich aufmache, um den 16-Uhr-Zug Richtung Basel Brugg zu erwischen. Damit verpasse ich den spektakulären Wüsten-Winter-Fussball-WM-Viertelfinal Kroatien-Brasilien. Diese WM gehört ebenfalls zu den angesprochenen Kapriolen des Jahres 2022 im mammongetränkten Wüstenstaat. Gespielt wurde in klimatisierten Stadien auf englischem Rasen und in den künstlich angelegten Pärken kamen die Vogelstimmen aus Lautsprechern. Und irgendwann werden wir wohl dort auch eine Winter-Olympiade oder Ski-WM erleben. Wen würds noch wundern. Und siehe: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein – künstliche Vogelstimmen gibts auch in diesem Beitrag. Wir werden drauf zurück kommen. Noch sind wir am Anfang unseres winterlichen Glühwein-Trips.

In der grossen Halle des HB Zürich schwebt der prallbunte Hintern des goldbeflügelten blauen Nana-Engels von Niki de Saint Phalle (1930–2002) – deren aktuelle Ausstellung im Kunsthaus noch bis zum 8. Jänner nächsten Jahrs läuft – über den Alle-Jahre-wieder-Hütten und Lichtern des Christkindlimarkts. Schutzengel der Marktbesucher*innen und Reisenden soll sie sein, die 11 Meter grosse und 1,2 Tonnen schlanke Herrin der Bahnhofshallenlüfte. Der genaue Titel lautet: «L’ange protecteur». Sie werde alle drei Monate abgestaubt, heisst es. Am grossen Fenster vor den Geleisen die rote Neonspirale mit den Vögeln, auf denen neonblaue Ziffern der Fibonacci-Reihe leuchten von Mario Merz (1925-2003). «Das philosophische Ei», so der Titel. Gut inszeniert, liebe SBB, die beflügelte Einstimmung auf unser Reiseziel, das von Glühbier und 600-Gramm-Vögeln handelt, die Flügel haben, um zu flattern statt zu fliegen. Und Schnäbel, um zu gackern statt zu singen. Da verheddern wir uns auch schon im Netz der Geschlechterfrage: Ist das Güggeli auf dem Teller etwa ein Huhn?
Breaking News mit Schweizer Fried Chicken Südstaaten-Art
NZZ, 14. 12.22 brandaktuell: Die SBB sanieren derzeit den Südtrakt des Bahnhofs. Dessen Herzstück ist die nach dem Architekten benannte Wanner-Halle mit den beiden seitlichen Wandelhallen, die heute mehrheitlich kommerziell genutzt werden. Wo früher der Empfangsbereich für die Passagiere war, gibt es heute zahlreiche Läden und Restaurants. 1988 wurden die Billettschalter und die Gastronomie in die Seitentrakte verlegt und die Halle entrümpelt. Derzeit findet in der Wanner-Halle der Christkindlimarkt statt. Nach der Wiedereröffnung im Oktober des nächsten Jahres soll der HB laut SBB-Sprecher «ein Ort zum Verweilen sein» – mit neuen Läden und Restaurants. Wir werden sehen. Oha, auch hier gibts bald Güggeli: Eine Mischung aus Fast Food und gehobener Küche wartet künftig im Erdgeschoss auf die Bahnhofbesucher. Wo sie früher bei Burger King einen Whopper bestellen konnten, gibt es bald Brathähnchen nach Südstaaten-Art bei der kleinen Schweizer Kette «Yardbird Southern Fried Chicken».
Im Moment jedenfalls: von Besinnlichkeit keine Spur. Die einen seckeln mit Ski und Pack zum Zug, andere drängeln und zwängeln mit Kinderwagen durch die engen, von diversen Glühwein- und anderen Kabäuschen gesäumten Gänge zwischen den pseudo-ländlichen Hütten. Auch eine Glüh-Gin-Hütte fällt ins Auge. Aber weit und breit kein Glühbier, wie mir scheint. Ich habs übrigens schon einmal probiert. Im nicht allzu weit vom HB entfernten el Lokal, wo der Glühbier-Samowar auch schon wieder installiert ist. Da mir aber die Bierwürze an sich genügt und ich das Blonde auch in kalten Zeiten lieber kühl geniesse, bleibt mein Glühbierkonsum eine Randnotiz. Das wird sich weder morgen noch heute ändern. Aber wer den weit verbreiteten heissen Kopfwehwein mit der 08-15-Glühweingewürzmischung mag, der ist mit dem Glühbier meiner bescheidenen Meinung nach klar besser bedient. Ueli sagt später, es gebe auch superguten Glühwein. Das mag wohl sein. Ich nehme trotzdem eine Stange. Prost Nägeli!
Der Weg ist nicht das Ziel

Die Reise führt in den – mal andersrum – zum <Hühnerstall> umgebauten Güggeli-Sternen in Oberbözberg. In diesem Schweizer Flecken war ich wahrscheinlich noch nie im Leben. Ich kann mich jedenfalls nicht dran erinnern. Wikipedia versucht sich gar in Schwiizerdüütsch: Bözberg, im schweizerdeutschen Ortsdialekt Böözbrg, ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Brugg und entstand ab dem 1. Januar 2013 durch die Fusion der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Oberbözberg und Unterbözberg. Gallenkirch, hm. Nie gehört. Ebensowenig Linn. Bözberg war meines bescheidenen Erachtens immer nur ein Tunnel, mit Verdacht auf Löcherung eines Bözberg genannten Berges. Dass das auch ein Dorf sein könnte, war mir nicht im leisesten bewusst. Aber ebe: In Geographie hatte ich schon immer einen Fensterplatz.

Das Hudelwetter erinnert mich an meinen Schlossbiertrek-Trip auf Schloss Gruyères (hier gehts zum Quöllfrisch unterwegs-Beitrag: Schlossbier-Trek, Minnesang V: Schneegehudel, Aliens & das Geheimnis der schwarzen Hand auf Schloss Gruyères). Aber der Zug hält vorerst mal in Lenzburg, wo irgendwo in der grauen Suppe ja auch ein stolzes Schloss thront (hier gehts zu den Quöllfrisch unterwegs-Beiträgen: Schlossbier-Trek, Minnesang 1: Schloss Lenzburg und Schlossbier-Trek, Minnesang II: Schloss Lenzburg – Zweite Eroberung durch alp, den Grossen). Aber Schluss mit Schloss: Umsteigen in Brugg. Oha, das fängt ja wieder gut an: Aarau. Hm. Vorbeigerauscht. Sofort raus und die nächste Retourkiste Richtung Wildegg-Brugg schnappen. Me nämeds wiäs chunt, gäll. Dort umsteigen auf Bus 732.
Im Landgasthof Sternen güggelets jahrein-jahraus
Das Postauto gondelt 20 Minuten lang durch die inzwischen schwarze Nacht, kontrastierend mit dem Weiss des frischen Schnees und den nun voll zur Geltung kommenden Weihnachtsbeleuchtungen. Leider erwische ich ein Fenster mit blödem Werberaster, so sehe ich genau nichts. Aber eines ist klar: mehr Land geht nicht. In Oberbözberg ist schon an diesem frühen Abend nichts los. Wirklich nichts. Hier muss nun wohl der Ort sein, wo sich laut Volksmund Fuchs und Güggeli «Gute Nacht» sagen (oha, gut aufgepasst: der Hase mutierte zu Güggeli!). Die aufgeregt gesuchte Besinnlichkeit im HB ist gratis und das ganze Jahr zu haben. Wer an einem solchen Ort gastronomischen Erfolg haben will, muss sich etwas einfallen lassen.

Der Bus hält gleich neben dem Feuerwehrhaus. Ich frage mich, wie das Feuerwehrauto hier wohl raus kommt, wenns brennt – das Garagentor liegt mindestens einen Meter über der Strasse. Die haben wohl einen James Bond am Steuer. Den Lichtblick am Bözberger Sternenhimmel der Erlebnis-Gastronomie habe ich schon bei der Anfahrt entdeckt: 20 Meter die Strasse zurück leuchten schon die Lichter des Güggeli-Sternen.




Grüezi*Bienvenue*Benvenuti*Bainvegni im Landgasthof mit Sternen-Küche!

Die geräumige Gaststube ist noch menschenleer, bis auf die Service-Angestellte, die hier und da noch etwas an den bereits gedeckten Tischen richtet. Das WC sei noch geschlossen, ruft der Chef Thomas Schäublin aus der Küche, kaum hat er mich eintreten und nach dem WC fragen gehört. Solange die Besprechung in der Küche dauert, mache ich mich auf zum stillen Örtchen, das fast ganz in Holz gegüggelet und gar nicht soo still ist: Aus einem im Holzvogelhäuschen platzierten weissen Plastikhäuschen zwitscherts auf diesem Hüsli wie im grünsten Frühlingswald. Ich fühle mich sofort zuhause, da in meinem WC dasselbe Plastikhäuschen in Blau steht. Einfach ohne Holzverkleidung und Vogel. Und über allem guckern die Hühner im Stroh.

Weil vorne ausgebucht ist, darf ich an einem Tisch in der hinteren Ecke Platz nehmen. Es laufen die Vorbereitungen für einen gut, aber nicht sehr gut besetzten Abend. Vier Caterings habe er heute noch bewältigt, sagt Thomas Schäublin, er müsse jetzt grad wieder los, aber seine Frau Esther sorge für mein Wohlergehen. Sagts, klick! Foto und schon ist er wieder weg. Ich beginne mit einer Stange, Appenzeller, versteht sich. Früher hatten sie das Bier der Badener Brauerei Müller. Seit die aber bei Falken in Schaffhausen brauen lasse und mit Immobilien Geld verdiene, sei man zu Appenzeller Bier gewechselt.

Nicht immer waren Güggeli die Stars im Stall beziehungsweise auf dem Teller. Wie ich schon bei der Fahrt hierher gedacht habe, muss man sich etwas einfallen lassen, um nach Einführung von Rauchverbot und Senkung der Grenze für Alkohol am Steuer auf 0,5 Promille auf dem Land überleben zu können. Natürlich fahren sie auch mal Gäste zum Bahnhof Brugg, denn das letzte Postauto mit einigermassen vernünftigen Anschlüssen fährt um halb zehn. In der Folge der beiden Einschnitte und der zunehmenden Probleme sei man irgendwann mit dem Mägenwiler Güggeli-Produzenten Kneuss zusammengetroffen.
Schauen wir mal, was der so macht. Auf kneuss.com heisst es: Unsere KNEUSS Güggeli wachsen bei regionalen Partnerbetrieben in modernen Ställen nach besonders tierfreundlicher Stallhaltung (BTS) mit Tageslicht, erhöhten Sitzgelegenheiten, unbeschränktem Wasserzugang und geschütztem Aussenklimabereich auf. Das artgerechte Pick-Futter aus hochwertigen Rohstoffen mit niedrigem Maisanteil fördert das natürliche Sozial- sowie Bewegungsverhalten und führt zu gleichmässigem Muskelaufbau – für eine schonende Tierhaltung und guter Fleischqualität. Die tiergerechten Ställe entsprechen auch technisch den neusten Standards. Dank Photovoltaik und Wärmerückgewinnungsanlage sowie integrierter Bodenheizung, wird der Stall fast CO2-neutral betrieben. Nebst maximaler Energieeffizienz streben wir auch mit dem spezifischen Hygieneprogramm von KNEUSS Güggeli nach topaktuellen Lösungen zum Wohl von Tier und Umwelt. Den Rest könnt ihr selber nachguguselen. Zurück in den Güggeli-Sternen.

Es sei ein bisschen gewesen wie in der Fernsehsendung Bumann, erzählt Esther Schäublin weiter. Kneuss habe sich alles angesehen und sehr direkt gesagt, was gehe und was nicht. Aber man konnte eine fruchtbare Zusammenarbeit vereinbaren, die bis heute funktioniert. Es gibt im Güggeli-Sternen zwar viele Gerichte aus Pouletfleisch in allen Variationen – vom Knusperli über Nuggets, Flügeli, Leberli, Filet, Schnitzeli, Cordon-Bleu, Spiessli, Hackfleisch-Bällchen, Hackbraten, Burger, Schinken, Salami, Trockenwurst bis zum Cervelat –, das Angebot bietet aber für alle Geschmäcker und Wünsche etwas Feines aus der Region. Sogar die Veganer kommen auf ihre Rechnung.

Der umtriebige Thomas Schäublin bringt immer wieder eine neue Güggelifleisch-Variation auf den Tisch. Die Würste serviert er meistens als Appetizer, damit mache man kein grosses Geld, aber es gehöre einfach zum Angebot. Im Moment tüftle er an einem – Veganer weghören – Poulet-Schwartenmagen. Der Name «Schwartenmagen» stammt übrigens daher, dass früher gereinigte Schwartenmägen mit Schweinefleisch gefüllt wurden, das sonst keine Verwendung fand. Was heute eine von Gourmets geschätzte Delikatesse ist, war ein einfaches Armeleute-Essen.

Schäublin meint, dass Pouletfleisch bis heute zu Unrecht einen schlechten Ruf habe. Hm. Das erinnert mich an ein halbes Schweizer Poulet, das ich letzthin auf dem kleinen Mittwochs-Markt in Zürich kaufte und sehr enttäuscht war: fettig, die Haut, irgendwie fad und schlabrig der Rest. Bewertung: 5 Minus-Sterne. Ich werd kein zweites Mal drauf reinfallen. Aber zu Zeiten meines Aufwachsens gab es Poulet nur als edlen Sonntagsbraten aus dem Backofen – mit ähnlich knuspriger Haut wie bei den Sternen-Güggeli. Und natürlich habe ich zwischen meinem Besuch und dem Schreiben dieser Geschichte auch wieder üble Bilder von Massenhaltungshühnern gesehen, die man wirklich nie kaufen sollte. Also: Augen auf beim Hühnlikauf! Und lieber etwas mehr bezahlen. Oder zum Güggeli-Sternen in Oberbözberg fahren, da weiss man, was man bekommt. Dazu gibts quöllfrisches Appenzeller Bier (und eine gehaltvolle Weinkarte).
Die Hühnerstallruhe vor dem Güggelisturm
Vor dem Ansturm kann ich in Ruhe den ganz in Holz gehaltenen Hühnerstall-Gastraum fötelen, wo Innen und Aussen sich fröhlich vermischen. Wo neben Hühnern auch Kühe weiden und das Leben auf dem Bauernhof inszeniert wird. Hier ein paar Bilder:





Ein Bierchen und ein Güggeliwurst-Plättli in Ehren kann auch ich nicht verwehren

Nun gibts ein Stängeli, wie Mäse jeweils sagt. Und wie im Märchen Tischlein deck dich! stellt Esther Schäublin mir – während ich die umfangreiche Karte studiere studiere – ein Schieferplättchen Käse und diversen Poulet-Wurst-Varianten hin. Die Karte habe übrigens seine Tochter geschrieben, erzählt Thomas Schäublin. Sie sei gelernte Köchin und habe sich ein Jahr im Betrieb engagiert, um gewisse Abläufe und Gerichte einzubringen. Die zweite Tochter ist Journalistin. Er selbst hätte eigentlich gerne vier Kinder gehabt, aber nach dem zweiten haben seine Frau ultimativ gesagt: Entweder Kinder oder Restaurant – beides gehe nicht.
Es dauert noch bis die «Müller Team» genannte Glühwein-Gruppe sich einfindet. Vor mir werden die rund 40 Mitarbeitenden einer Garage nach und nach ihre Wichtel-Geschenke aufbeigen. Ich habe mich schon für die unverhoffte Bescherung bedankt, was mit eher mitleidigem Lächeln quittiert wurde. Es ist das Weihnachtsessen, das dieses Jahr mit Partnern und Partnerinnen stattfindet. Esther Schäublin weist mich darauf hin, dass jetzt der Glühwein-Apéro im Gang ist und ich begebe mich hinaus in die Kälte, um einige Impressionen des geselligen Beisammenseins zu fötelen.
Glühbier am Lagerfeuer auf frisch gepuderter Terrasse
Es gibt Glühbier, Wein und Prosecco. Einige haben sich um den Gigampfi-Güggel geschart, andere um das Feuer im Eisenkelch. Dahinter stehen zwei frisch gezuckerte Christbäume. Weil ich mich öfter über das ungehemmte Blitzen Gefötele mein ner Zeitgenoss*innen ärgere, will ich nicht stören und vermeide das Blitzen. Es ist eine gute Verkäuferin, die am Glühbierstand munter das Glühbier anpreist. Auch ich müsse probieren, sagt sie, und hält mir ein Glas hin. Seit sie das ein paar Mal gemacht habe, werde sie jedes Mal dafür ausgewählt, sagt sie, die kalten Finger reibend. Das Glühbierfässchen ist eine Art Durchlauferhitzer, an die 3 Liter-Verpackung anhängen kann. Dazwischen wird den Gästen zudem Flammkuchen angeboten – auch eine Spezialiät des Hauses.
Rund die Hälfte nimmt Glühbier und hält das wärmende Glas mit beiden Händen, einige davon lassen ihr Glas mehrmals auffüllen. Die Ansprache des Chefs zeugt von einem schwierigen Jahr aufgrund der Krisenherde Corona und Ukraine. Wir wünschen ihnen also schon jetzt frohe Festtage und ein erfreulicheres 2023!



Nach dem Apéro güggelets

Zurück in der Gaststube wähle ich Nüssli-Salat mit Ei und natürlich das weltweit einmalige Heublueme-Güggeli (ca. 600g) gewürzt mit exklusivem Heubluemegwürz, dazu knusprige Wellenpommes an Härdöpfelgwürz plus gelbe (mild) und rote (pikant) Haussauce. Ganz ehrlich: Das Güggeli schmeckt so wunderbar – knusprige, fein gewürzte Haut mit feuchtem, genau richtigem, weissem Fleisch; null fettig –, dass ich die Sauce höchstens für die Wellenpommes benutze. Es braucht – wie eine gute Appizöller Worscht kä Senf – keine Sauce. Was ich übrigens immer sehr schätze, heute aber nur beim Salat brauche: Pfeffer- und Salzmühle selbstverständlich auf dem Tisch.

Ein superfeines Güggeli, würkli. Wie hiess noch der Zigarettenspruch mit «meilenweit» und «Kamel»? Ich will ihn abwandeln, ah: Ich gehe meilenweit für ein Heublueme-Güggeli im Güggeli-Sternen. Es macht glücklich. Da ich gut ohne Dessert zurecht komme, bestelle ich nur einen Espresso. Aber so leicht komme ich nicht davon. Vor mir läuft die Weihnachtsessen-Gruppe zu Hochform auf. Trotz munteren Gesprächen wird es in diesem Raum nicht laut, bleibt der Geräuschpegel angenehm. Zwanzig Minuten bevor ich aufbrechen will, wird der Hauptgang serviert.
Gleichzeitig vermeldet mir die Glühwein-Ausschenkerin, dass sie mir einen Dessert bestellen werde, ich dürfe nicht gehen, ohne das Spiegelei probiert zu haben. Trotz meiner Gegenwehr und dem Hinweis auf die knappe Zeit, stellt sie mir zehn Minuten später lachend das Dessert-Spiegelei hin, zu sehen auf dem nachfolgenden Foto. Ich könne ja einfach soviel essen, wie ich mag. Ich stehe rechtzeitig an der Postauto-Haltestelle gleich gegenüber des Sternens, der Bus hat Verspätung, fährt aber einzig und allein für mich und eine unterwegs zusteigende Person zum Bahnhof Brugg.

THE END
