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Bunt, liebevoll und leidenschaftlich: Fasnachtszeit in der Brauerei

Simon und Yves von der Lebensmittel-Abteilung haben Verstärkung bekommen: Sergio macht seit September 2021 Brauerei Pizzas, Ajtene und Anjna unterstützen die beiden seit April 2021 bei der Produktion von Pizza,Tschipps und Essig. Am Tag meines Besuchs hilft wiederum Aline vom Brauquöll-Team aus. Ein Text über Fasnachtsleidenschaft, farbigen Pizzateig, bunten Belag und die Essenz der «fünften Jahreszeit».

Aline wäre ohne Fasnacht «gar nicht da». Aha, also so ein Fasnachtskind? Sie ergänzt: «Also da: in Appenzell.» Denn Aline hat ihren Mann an der Fasnacht im Tessin, wo sie aufgewachsen ist, kennengelernt. Die Liebe hat seit dieser ersten Begegnung viele weitere «närrische Zeiten» überlebt und Aline ist ihr schlussendlich nach Appenzell gefolgt. Sie ist «ein riesiger Fasnachtsfan», überlegt sich zusammen mit Freunden jedes Jahr ein neues Motto für die Kostüme. Mit den Kindern besuchen sie jeweils den Umzug, «danach gehen die Kinder zu den Grosseltern und die Erwachsenen ziehen weiter», sagt sie mit leuchtenden Augen. Was denn diese Faszination ausmache, frage ich. Vor allem die Geselligkeit sei es, das Tanzen, das warm gibt, während es draussen kalt ist. «In meinem Umkreis gehen halt alle an die Fasnacht.»

Eat. Sleep. Throw confetti. Repeat.

Chli «maschgere» an der «Faschned»

Simon ergänzt: «Fasnacht fängt in Appenzell halt schon früh an: Mit der Schülerfasnacht und dass sie im Kindergarten die Deko für den Maskenball machen.» Auch Simon ist totaler Fasnächtler und Trompeter in Emil’s Gugge. «Das ist die älteste Gugge in Appenzell und wie eine zweite Familie für mich.» In corona-freien Jahren fangen im November die Proben an, die grosse, kribbelnde Vorfreude beginnt. In «normalen» Zeiten – wobei normal in Kombination mit Fasnacht irgendwie falsch tönt – also, in Fasnachtszeiten ohne Corona haben Simon und seine Gugge ab Januar bis zur «Faschned» jedes Wochenende Auftritte. Vom «SchmuDo» bis zum Montag seien sie in Appenzell, nur ausnahmsweise machen sie einen Ausflug. Das Wochenende nach der Fasnacht verreise die Gugge ins Elsass, nach Sélestat («Schlettstadt»), allerdings nicht in diesem Jahr. Dieses Jahr sei halt alles noch immer ein bisschen anders, angefangen bei den Proben unter Coronamassnahmen bis zur Fasnacht, die in reduzierter Form stattfände, ohne grossen Umzug, aber dennoch mit einigen Zelten und Maskenbällen in Gonten und Haslen (Stand 07.02.22). Die Emilsgugge ist jedoch nicht an diesen Maskenbällen anzutreffen. Simon verrät mir seine diesjährige Maskierung übrigens nicht.

Teambild vor einem Regal mit Pizzaböden
Sergio, Ajtene, Anjna, Simon, Yves, Aline. Sagt alle mal: «Fasnaaaacht!»

Nach dem Lieblingskostüm aus der Kindheit gefragt, zeigt sich eine klassische Verteilung: «Cowboy» bei Yves, ein Prinzessinnen-Kleid «mit Reifen und blauen Tüll, das meine Mutter selbst gemacht hat» bei Aline. Auch Yves war in einer Gugge: «Früher, jetzt nicht mehr.» Jetzt gehe er einfach noch ab und zu an die Fasnacht. Sergio, seit September 2021 im Team, findet Fasnacht gut. Obwohl: «In Argentinien ist Fasnacht etwas anderes!» Was denn anders sei, hake ich nach. «Es ist Sommer!»

Leidenschaftlich, von Hand gemacht

Weil die Leidenschaft für die fünfte Jahreszeit im Team klar verteilt ist, unterstelle ich, dass die Fasnachtspizza Simons Idee war. Er relativiert: «Wir machen jeden Monat eine Spezialpizza». Aber es könne schon sein, dass er für Februar die Fasnacht ins Spiel gebracht habe. Auch in der närrischen Zeit läuft es auch mal pragmatisch ab: «Wir haben drei Teige probiert: einen gelben, einen grünen und einen violetten. Der Favorit war dann der violette, den haben wir produziert.» Die Farbe kommt vom Schwarzkarottensaft, der dem Teig beigeben wird. Der Belag ist gleich wie auf der Black-Friday-Pizza: Chorizo, Pimientos de Padrón, Ofenpeperoni und eine Käsemischung, die etwas anders gewürzt ist, als die des Standardsortimentes. Die Pizza schmeckt leicht pikant.

Erst, nachdem ich einige Zeit mit Aline gesprochen und ihr dabei bei ihrer Tätigkeit zugesehen habe, realisiere ich, was sie da genau macht: Mit endloser Geduld und in Handarbeit schält sie die im Ofen gegrillten Peperoni. Wer das mal selbst ausprobiert hat, weiss, wie viel Arbeit das ist. Und Alines Volumen übersteigt meine «Hobby-Menge» um ein Vielfaches.  Sergio belegt danach den vorbereiteten Teig sehr liebevoll mit den bunten Zutaten. «Handmade with love in Appenzell», wie es auf der Verpackung steht, trifft wirklich zu.

Bier und schmusen!

«Was gehört auf jeden Fall zur Fasnacht?» will ich vom Team wissen. Die Pizzabäcker*innen lachen… «Guggenmusik!», «Bier und schmusen!» rufen sie durcheinander. Die Quelle des zweiten Beitrages möchte anonym bleiben, wobei nachgeschoben wird, «dass man ja auch mit dem Partner, der Partnerin schmusen kann». Fürs Bier ist die Brauerei zuständig, alles andere überlasse ich den Fasnächtler*innen.

Gute gelaunt gehe ich nach Hause und lasse mir die frisch gemachte Fasnachtspizza schmecken. Die von Hand geschälten gelben und roten Peperoni leuchten wie Konfetti und der Spruch auf der Etikette bringt hoffentlich nicht nur mich zum Schmunzeln: «Eat. Sleep. Throw confetti. Repeat.» Ich wünsche allen eine ausgelassene Narrenzeit!

Bunter Belag auf buntem Bodem (mit passendem Pullover)

Die Fasnachtspizza ist bis zur Fasnacht im Onlineshop erhältlich.

Hier geht es zum Portrait über die Quöll-Frösch, auch eine Appenzeller Gugge (aber ohne Simon).

Zum Potrait über die Lebensmittel-Abteilung

Ergänzung (15.02.22): Hier geht es zu den Informationen zur Appenzeller Fasnacht 2022 (wer, wann, wo?)

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