Im Sommer hat Damian Neff sein eidgenössisches Fachzeugnis erhalten – Abschlussnote 5.5! Höchste Zeit für einen weiteren Besuch bei dem Biermenschen. Denn er bleibt der Brauerei Locher auch nach seinem Lehrabschluss treu.
«Ich wollte einen guten Abschluss», sagt der nun ausgebildete Lebensmitteltechnologe sichtlich stolz. Stolz ist auch sein Lehrbetrieb, die Brauerei Locher. So kommt es, dass 23-Jährige nun als Brauer angestellt ist und Appenzeller Bier herstellt.
Wir treffen uns am Standort Mettlen, was mich stutzig macht, denn beim Vorgespräch hat Damian erzählt, dass sein Arbeitsort am Brauereiplatz sei. Allerdings sind Christian Zieger, der stellvertretende Leiter Produktion, und Produktionsführer Gianni Chessari aufgrund einer Umstellung des gesamten elektronischen Systems an einer längeren Weiterbildung in Hamburg. Daher hält Damian die Stellung, er sei, sagt er grinsend, «ja fast schon ein alter Hase». Sein Arbeitsalltag habe sich nicht gross verändert im Vergleich zur Lehrzeit: «Ich habe im letzten Jahr auch schon fast alles gemacht und mir ein der Ausbildung viel Fachwissen angeeignet. Mein Lohn ist nun einfach höher.» Damian arbeitet 100 %, in drei Schichten: Früh-, Spät- und Nachtschicht. Am wenigsten mag er die Spätschicht, die bis 22.30 Uhr dauert. «Da sind alle schon im Ausgang, und der Abend ist gelaufen», lacht er.
Zu 95 % zufrieden
Ein Teamkollege unterbricht unser Gespräch: «Die aktuelle Abfüllung hat noch keine Milchsäure, oder?» Damian: «Nein, die [Abfüllung] ist im letzten Schritt.» Er entschuldigt sich kurz, da er zur Schichtübergabe muss, weil der Chef wie erwähnt nicht hier sei. Im Brauraum nebenan stampfen und schnauben die Maschinen. Im Pausenraum, wo ich nun allein sitze, ist es ruhig. Trotz Geschäftigkeit kommt keine Hektik auf. Es werden ein, zwei Worte gewechselt, danach gehen alle dorthin, wo sie sein sollen. Jeder weiss, was er zu tun hat. Damian kommt zurück und wir nehmen unser Gespräch wieder auf.
Was war der Grund, dass er der Brauerei treu geblieben ist? «Die Brauerei ist ein Appenzeller Betrieb, es ist eine Ehre, als Appenzeller ein Teil davon zu sein. Zu 95 % arbeite ich gerne hier», schwärmt er. Die restlichen 5 % seien «ganz normale Launen», die auch bei anderen Arbeitgebern auftauchen würden.
Vielfältige Ausbildung, vielfältige Möglichkeiten
Restlos begeistert ist er noch immer von seiner Fachrichtung Bier:
Die Ausbildung Lebensmitteltechnologe/in ging in den letzten Jahren etwas vergessen. Sie ist aber sehr vielfältig und nach dem Abschluss gibt es mehrere Möglichkeiten, weiterzumachen. Gerade als Zweitausbildung ist es auch interessant. Als Brauer oder Brauerin findest du gut einen Job, da wir auch in anderen Getränkebranchen arbeiten können.
Damian gibt den neuen Lernenden Nachhilfe und unterstützt sie bei der Ausbildung. Kann er sich vorstellen, irgendwann selbst Lebensmitteltechnologen und -technologinnen auszubilden? «Auf jeden Fall!» Dass das ein durchaus erreichbares Ziel ist, zeigen die verschiedenen Wege, die ihm nun offen stehen. Lebensmitteltechnologinnen und -technologen können zum Beispiel die BMS besuchen, um danach zum Beispiel in Wädenswil an der ZHAW zu studieren. Oder sie gehen nach Deutschland und absolvieren dort die Ausbildung zum Braumeister. Den Titel gibt es nur im nördlichen Nachbarland, aber «es ist halt der Braumeister-Titel». Dieser sei auch in der Schweiz attraktiv. Den Abschluss als Lehrmeister müsste Damian dann in der Schweiz machen. Momentan scheint es fast sicher, dass er einen der Wege einschlagen wird.
Als erstes freut er sich nun auf die bevorstehende Arbeit am Brauereiplatz. Dort wird noch mehr Brau-Handwerk gefordert, da kleinere Chargen und vor allem Spezialbiere gebraut werden. Ausserdem befindet sich gleich nebenan das Besucherzentrum Brauquöll. Von dort starten Interessierte ihren Rundgang durch die Brauerei und können den Brauern in den Gärtopf schauen. Es kommt daher vermehrt zu Kontakt mit Besucherinnen und Touristen. Das gefällt Damian, er könnte sich gut vorstellen, in Zukunft auch mal eine Führung zu leiten. Ich kann es mir ebenfalls vorstellen, so begeistert, wie der Biermensch noch immer vom Bier ist.